Alter des Lindenbaumes[]
Alte Linde bei der heiligen Klamm,
Ehrfurchtsvoll betast' ich deinen Stamm,
Karl den Großen hast du schon gesehn,
Wenn der Größte kommt, wirst du noch stehe'n
Dreißig Ellen mißt dein grauer Saum,
aller deutschen Lande ältester Baum,
Kriege, Hunger schautest, Seuchennot,
Neues Leben wieder, neuen Tod.
Schon seit langer Zeit dein Stamm ist hohl,
Roß und Reiter bargest du einst wohl,
Bis die Kluft dir sacht mit milder Hand
Breiten Reif um deine Stirne wand.
Alte Linde, die du alles weißt,
Teil uns gütig mit von deinem Geist,
Send ins Werden deinen Seherblick,
Künde Deutschlands und der Welt Geschick!
Schicksal Deutschlands[]
Großer Kaiser Karl, in Rom geweiht,
Eckstein sollst du bleiben deutscher Zeit,
Hundertsechzig sieben Jahre Frist
Deutschland bis ins Mark getroffen ist.
Fremden Völkern front dein Sohn als Knecht,
Tut und läßt, was ihren Sklaven recht,
Grausam hat zerrissen Feindeshand
Eines Blutes, einer Sprache Band.
Zehre, Magen, zehr' vom deutschen Saft,
Bis mir einmal endet deine Kraft,
Krankt das Herz, siecht ganzer Körper hin,
Deutschlands Elend ist der Welt Ruin.
Ernten schwinden doch die Kriege nicht,
und der Bruder gegen Bruder ficht,
Mit der Sens' und Schaufel sich bewehrt,
Wenn verloren gegen Flint' und Schwert.
Arme werden reich des Geldes rasch,
Doch der rasche Reichtum wir zur Asch'
Ärmer alle mit dem größ'ren Schatz.
Minder Menschen, enger noch der Platz.
Zustände nach dem Ende der Monarchien[]
Da die Herrscherthrone abgeschafft,
Wird das Herrschen Spiel und Leidenschaft,
Bis der Tag kommt, wo sich glaubt verdammt;
Wer berufen wird zu einem Amt.
Bauer heuert bis zum Wendetag,
All sein Müh'n ins Wasser nur ein Schlag,
Mahnwort fällt auf Wüstensand,
Hörer findet nur der Unverstand.
Wer die meisten Sünden hat,
Fühlt als Richter sich und höchster Rat,
Raucht das Blut, wird wilder nur das Tier,
Raub zur Arbeit wird und Mord zur Gier.
Verfolgung des kath. Klerus in Rom[]
,
Schonet nicht den Greis im Silberhaar,
Und verfolgt von Ort zu Orte ziehn.
Gottverlassen scheint er, ist es nicht,
Felsenfest im Glauben, treu der Pflicht,
Leistet auch in Not er nicht Verzicht,
Bringt den Gottesstreit vors nah' Gericht.
Dreitägige Finsternis[]
Bet' daheim, verlasse nicht das Haus!
Auch am Fenster schaue nicht den Graus!
Eine Kerze gibt die ganze Zeit allein,
Wofern sie brennen will, dir Schein,
,
.
Gleiches allen Erdgebor'nen droht,
Doch die Guten sterben sel'gen Tod,
Viel Getreue bleiben wunderbar
Frei von Atemkrampf und Pestgefahr.
Untergang vieler Städte[]
Eine and're mit dem Feuer ringt,
,
Auf dem Wiener Stephansplatz wächst Dill.
Viele Tote und Verrückte[]
,
Was noch übrig, schau in jedes Land,
Hat zur Hälft' verloren den Verstand.
Kurzzeitherrscher bringen Völker in Armut[]
Wie im Sturm ein steuerloses Schiff,
Preisgegeben einem jeden Riff,
Schwankt herum der
Eintags-Herrscher-Schwarm,
Macht die Bürger ärmer noch als arm.
Denn des Elend einz'ger Hoffnungsstern
Eines bessern Tages ist endlos fern.
"Heiland, sende den du senden mußt!"
Tönt es angstvoll aus des Menschen Brust.
Polsprung, Erdachsenkippung[]
(Polumkehrung, Polsprung?, d. Hg.),
Steigt ein neuer Hoffnungsstern herauf?
"Alles ist verloren!" hier's noch klingt,
"Alles ist gerettet", Wien schon singt.
Ordnungsstifter aus dem Osten[]
Ja, vom Osten kommt der starke Held,
Ordnung bringend der verwirrten Welt.
Weiße Blumen um das Herz des Herrn,
Seinem Rufe folgt der Wack're gern.
alle Störer er zu Paaren treibt,
Deutschem Reiche deutsches Recht er schreibt,
Bunter Fremdling, unwillkomm'ner Gast,
Flieh die Flur, die du gepflügt nicht hast.
Gottes Held ein unzertrennlich Band
Schmiedest du um alles deutsche Land.
Rückkehr des Papstes nach Rom, Kaiserweihe, 21. Konzil[]
Den Verbannten führest du nach Rom
Großer Kaiserweihe schaut der Dom.
Preis dem einundzwanzigsten ,
Das den Völkern weist ihr höchstes Ziel,
Und durch strengen Lebenssatz verbürgt,
Daß nun reich und arm sich nicht mehr würgt.
Rolle Deutschlands[]
Deutscher Nam', du littest schwer,
Wieder glänzt um dich die alte Ehr',
Wächst um den verschlung'nen Doppelast,
Dessen Schatten sucht gar mancher Gast.
Dantes und Cervantes welscher Laut
Schon dem deutschen Kinde ist vertraut,
Und am Tiber - wie am Ebrostrand
Liegt der braune Freund von Hermannsland.
Der engelsgleiche Völkerhirte[]
Wenn der
Wie Antonius zum Wandrer wird,
Den Verirrten barfuß Predigt hält,
Neuer Frühling lacht der ganzen Welt.
Einheitskirche unter einem Hirten[]
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,
Schwarzes Land erstrahlt im Glaubensglanz.
Goldenes Friedensreich[]
Reiche Ernten schau ich jedes Jahr,
Weiser Männer eine große Schar,
Seuch' und Kriegen ist die Welt entrückt,
Wer die Zeit erlebt, ist hochbeglückt.
Dieses kündet deutschem Mann und Kind
Leidend mit dem Land die alte Lind',
Daß der Hochmut mach' das Maß nicht voll,
Der Gerechte nicht verzweifeln soll!
Quelle: